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Schuldgefühle loswerden in 3 Schritten

In diesem Artikel erfährst du

🥰 wieso Schuldgefühle dich nicht besser machen
🥰 wieso Schuldgefühle dich in der Vergangenheit festhalten
🥰 die 3 Schritte, wie du Schuldgefühle loswerden kannst

Los geht’s

Wenn Eltern an meinem Elterntraining teilnehmen, kommt nach den ersten Videos oft eine E-Mail mit der Aussage „Jetzt hab ich ein ganz schlechtes Gewissen. Ich hab ja bisher alles falsch gemacht in der Erziehung.“ Ich versuche dann zu vermitteln, dass ein Schuldgefühl uns leider nicht weiter bringt, geschweige denn besser macht. Wieso das so ist erfährst du jetzt.

Schuldgefühle sind der Ausdruck einer guten Absicht, die wir gar nicht haben.

Rudolf Dreikurs

Eine Frage: Wenn du Schuldgefühle hast, wie fühlst du dich dann?
Wahrscheinlich sagst du jetzt: „schlecht“. Wenn wir uns Vorwürfe machen, uns Schuldgefühle einreden und uns in die Pfanne hauen, verhalten wir uns letztlich wie ein schlechter Lehrer, der permanent seine Schüler kritisiert. Und wie fühlen sich dann die Schüler? Schlecht! Und wie verhalten sich dann die Schüler? Genau: auch schlecht.

Störende Kinder sind entmutigte Kinder.

Rudolf Dreikurs

Wenn wir uns schlecht fühlen, verhalten wir uns schlecht. Das heißt: durch Schuldgefühle fühlen wir uns schlecht und verhalten uns auch schlecht. Wir verbauen uns jegliche Chance besser zu werden, den Fehler wieder gut zu machen oder ihn kleiner zu machen.

Angenommen, du hast die Geduld verloren und dein Kind angeschrien, das daraufhin bitterlich zu weinen anfing. Abends im Bett und auch in den nächsten Tagen bestrafst du dich selbst mit Vorwürfen und Schuldgefühlen, fühlst dich schlecht und bist entmutigt.

Dein Blick richtet sich NUR auf dein Fehlverhalten, da bleibst du stecken. Und jetzt erschließt sich dir vielleicht auch das Zitat, dass Schuldgefühle der Ausdruck einer guten Absicht sind, die wir gar nicht haben. Richten wir den Blick nur auf unseren Fehler, können wir ihn nicht auf die Lösung (die gute Absicht) richten. Das Schuldgefühl führt nicht dazu, dass du dein Kind beim nächsten Mal NICHT anschreist. Es wird dir wieder passieren und noch mehr Schuldgefühle auslösen.

Unser Verstand schlägt uns ein Schnippchen

Wie macht er das? Indem er uns vorgaukelt der Fehler würde ausgeglichen werden durch unser Büßen. „Ich hab mein Kind angeschrien, ich fühle mich so schlecht damit.“ Insgeheim bestrafen wir uns selbst und damit gleichen wir den Fehler aus. Da kommen wir nicht raus, solange wir diesen Mechanismus nicht durchschauen.

Angenommen du sitzt in der Sauna und gönnst dir als Mama ein bisschen „Me-Time“. Dabei empfindest du Schuldgefühle, weil du nicht bei deinen Kindern bist. Wozu?

Schuldgefühle können Sie sich in die Haare schmieren

Paartherapeutin

Das hab ich damals nicht verstanden, als die Paartherapeutin dies zu mir sagte, als ich ihr ggü. meine Schuldgefühle wegen der Trennung äußerte. Daraufhin sagte sie: „Sie trennen sich ja trotzdem.“ Oder eben anders ausgedrückt: „Du sitzt ja trotzdem in der Sauna!“

Wir brauchen uns kein Schuldgefühl einzureden, denn wir tun das, was wir uns vorwerfen ja trotzdem. Es ist nur ein Trick des Verstandes, das was wir tun zu rechtfertigen und irgendwie auszugleichen. Schlau, oder? Ja, und damit kommen wir keinen Millimeter von der Stelle. Wir versauen uns den Saunabesuch noch obendrein. Davon hat niemand was. Nicht dein Kind, nicht die Sauna und du am allerwenigsten.

Die Lösung – 3 Schritte

  1. Bewusstwerdung beim leisesten Anflug von Schuldgefühlen und Selbstvorwürfen

    Mache dir sofort bewusst, was du gerade tust, während du dir Fehler vorhältst. Mache dir bewusst, was ich dir oben erklärt habe. Durchschaue deinen Verstand, wie er etwas ausgleichen will und dich damit im Schuldgefühl gefangen hält. Denn sobald du da aussteigst kommt wieder das ganze Gewicht deines „Fehlers“ zum Tragen. Der Verstand muss sozusagen die Schuldgefühle in die andere Waagschale werfen, um Ausgleich zu schaffen.
  2. Finde den Fehler

    Stelle ganz konkret fest, was nun wirklich dein Fehler war. Was genau hast du falsch gemacht? Und warum? „Ich habe die Geduld verloren, weil ich selbst müde und gestresst war.“ Dieser Schritt dient dazu aus dem schwammigen „Ich bin so schlecht.“ eine konkrete Sache zu filtern, die in deinen Augen ein Fehler war und gleichzeitig veränderbare Gründe dafür zu finden, wie es soweit kommen konnte.
  3. Mache den Fehler kleiner

    Jetzt besteht deine Aufgabe NICHT darin, beim nächsten Mal den Fehler zu vermeiden, denn das schaffen wir oft nicht, sondern ihn KLEINER zu machen. Statt zu schreien, musst du beim nächsten Mal vielleicht nur noch lauter werden, oder die Mimik verändern, WEIL du für dich gesorgt hast und somit selbst weniger gestresst und müde warst, WEIL du z.B. in der Sauna warst. 😁

Achtung Voraussetzung!

Damit dir die obigen 3 Schritte gelingen musst du allerdings den Versuch aufgeben fehlerfrei zu sein. Fehlerfrei sein zu wollen heißt sich selbst zu entmutigen, weil du es nicht schaffen wirst. Mache dir die Arroganz bewusst, die darin steckt: du willst besser sein als die gesamte Menschheit, wenn du den Anspruch an dich hast fehlerfrei zu sein.

Wenn du aber sagst: ich akzeptiere die menschliche Unvollkommenheit und ich mache beim nächsten Mal aus einem großen Fehler einen kleinen und es gelingt dir, DANN ERmutigst du dich durch das Erfolgserlebnis und setzt eine Aufwärtsspirale in Gang.

Und solltest du diesen Text hier gerade lesen während du mit Schuldgefühlen in der Sauna sitzt 😉: frage dich „Welchen Fehler begehe ich gerade?“ Und vielleicht stellst du ja fest, dass da gar keiner ist, sondern dass du Selbstfürsorge betreibst, um beim nächsten Mal den Fehler etwas kleiner machen zu können. Relax!


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